Wer checkt hat recht…
247 Rest, Single 20 – okay, Single 5 – so ein Mist, Tripple 20 – Jawoll!! Oder upppps 162 Punkte Rest – doch nicht so gut. Ob man´s glaubt oder nicht, das Dartspiel besteht nicht nur daraus, möglichst gut zu scoren und dann möglichst gut zu checken. Häufig wird bereits weit vor den ersten Darts auf Doppel entschieden, wie viele Möglichkeiten man überhaupt erhält, das Leg zu beenden. Vor allem als Anfänger steht man sich dabei immer wieder selbst im Weg. In diesem kurzen Abriss möchte ich 10 goldene Regeln vorstellen – der Ausdruck ist noch nicht patentiert – die sich nach dem Skill-Level steigern. Welche Regeln für euch sinnvoll sind könnt ihr also ganz für euch entscheiden. Alle Ideen beruhen darauf, so viele Darts auf ein Doppel zu bekommen wie möglich. Persönliche Präferenzen werden dabei ausgeblendet. Die hier vorgestellten Regeln folgen einer objektiven Logik. Wie immer im Leben gilt: Keine Regeln ohne Ausnahmen. Habt ihr den Super-Touch auf der D13 könnt ihr jede Regel die besagt, dass die D13 kein gutes Doppel ist getrost in die Tonne treten – Wer checkt hat immer Recht.
Regel Nr. 1: Zahlen zwischen 2 und 60 (Anfänger)
Zuerst unterscheide ich zwischen, guten, sehr guten und weniger guten Doppeln. Ein gutes Doppel ist ein Doppel auf das beim Treffen der Single-Zahl sofort weitere Darts auf ein neues Doppelfeld möglich sind. Zum Beispiel folgt beim Verfehlen der D18 sofort die D9. Die Doppel18 ist also ein gutes Doppelfeld. Noch besser ist ein Doppel welches die Reihe noch weiter fortsetzt. Sprich, auf das Treffen eines Singlefeldes folgen umgehend Darts auf ein neues Doppel, erwischt man auch hier wieder die Singlezahl folgt wieder ein neues Doppel. Beispiel: D20 – D10 – D5; D16 – D8 – D4; D12 – D6 – D3.
Ein sehr gutes Doppel ist also ein Doppel auf das beim Treffen der Single-Zahl sofort weitere Würfe auf ein anderes Doppel folgen und beim erneuten Treffen der neuen Single-Zahl wieder ein direktes Doppel folgt. Weniger gute Doppel sind Zahlen die beim Treffen der Single Variante kein direktes neues Doppel eröffnen. Hier stehen Zahlen wie die D13, D15, D11, etc. Stellt euch nach Möglichkeit immer ein sehr gutes Doppel bzw. vermeidet zumindest weniger gute Doppel. Häufig landet ihr so auf der D16 oder der D20. Das Training dieser Felder bzw. Reihen sollte fester Bestandteil eures Trainings
sein
Regel Nr. 2: Zahlen zwischen 61 und 100 (Anfänger)
Kennt ihr noch nicht die perfekten Finish-Wege für die einzelnen Zahlen (Perfekt ist ein Weg in der Regel dann, wenn er auf dem theoretisch bestmöglichen (den sehr guten bzw. guten) Doppelfeldern endet)? Kein Problem. Als Anfänger ist es normal noch nicht den Weg für jedes Finish im Kopf zu haben. Das Rechnen unter (Zeit-)Druck kann außerdem für eine Blockade im Kopf sorgen. Viele Spieler fühlen sich in dem Moment gedrängt und werfen einfach wahllos auf die Scheibe, um den Gegner nicht länger warten zu lassen. Das sollte jedoch in keinem Fall eure Lösung sein. Ihr müsst euch für jedes Finish bis 100 Punkte nur eine Frage stellen: Ist eure Restpunktzahl gerade oder ungerade? Bei einer geraden Zahl lässt euch die T20 immer ein Doppel stehen, bei einer ungeraden Zahl werft ihr auf die T19 um ein Doppel zu bekommen. Das Doppel kann dabei zwar weniger gut sein, es ist aber immer noch besser als gar kein Doppel. Eine Ausnahme bildet die Restpunktzahl 99. Für diese braucht man als einzige Zahl unter 100 Punkten mindestens drei Darts.
Regel Nr. 3: Zahlen zwischen 61 und 100 (Anfänger)
Seid ihr schon etwas geübter im Rechnen, dann könnt ihr die T20 und die T19 auf die T18 und die T17 ausweiten. Für jede Zahl zwischen 61 und 100 (außer der 99) könnt ihr mit einem dieser vier Triple-Felder ein mindestens gutes Doppel stehen lassen. Dafür betrachtet ihr zunächst wieder die Restpunktzahl und trefft die Unterscheidung in Gerade und Ungerade. Ist euer Finish gerade, wählt ihr nur noch zwischen der T20 und der T18 aus. Lässt euch die T20 kein mindestens gutes Doppel übrig, geht ihr auf die T18. Beispiel: 94 Punkte Rest, T20 würde euch 34 Punkte, also die D17 übrig lassen – ein weniger gutes Doppel. Dann also T18. Damit steht schon eure Entscheidung auf die T18 zu gehen. Ihr könnt euch darauf verlassen, dass das Doppel mindestens gut ist. In diesem Fall endet ihr bei 40 Punkten Rest – sehr gut.
Für ungerade Zahlen verfahrt ihr in gleicher Weise auf der T19. 71 Punkte Rest – T19 bedeutet 14 -D7 – Rest, nicht so gut. Dann also T17, macht 12 Rest, gut. Alle anderen Zahlen braucht ihr zum Stellen eines Doppelfeldes nicht unbedingt beachten.
Solltet ihr das Triple-Feld nicht treffen, dann müsst ihr mit eurer neuen Restpunktzahl
natürlich in identischer Weise fortfahren. Falls ihr, auch mitten in eurer Aufnahme nicht mehr wisst wie viele Punkte Rest ihr noch habt, fragt zu jeder Zeit den Schreiber.
Es gibt andere, schöne Wege, die euch euer priorisiertes Doppelfeld lassen, aber das kommt mit zunehmender Spielpraxis von ganz alleine. Zu Beginn ist es viel wichtiger nicht zu viel Konzentration für das Rechnen aufzuwenden und sich durch gefühlten Zeitdruck selbst aus dem Spiel zu bringen.
Regel Nr. 4: Die Zahlen 79 und 88 (Anfänger)
Für die beiden Zahlen 79 und 88 sind, übrigens auch im Profi-Bereich häufig Checkout-Wege zu sehen, die perfekt ausgeführt natürlich den Leg-Gewinn bedeuten, jedoch im schlechtesten Fall keinen Dart auf Doppel (abgesehen vom Bull) lassen. Bei 79 Punkten kann immer wieder der Versuch über die T13 beobachtet werden. Beim Treffen der T13 bleiben 40 Punkte übrig, landet der erste Dart jedoch in der S13 bleiben noch 66 Punkte stehen. Der folgende Dart muss nun auf die 16 bzw. T16 geworfen werden, um zumindest noch einen Dart auf Bull zu bekommen. Objektiv betrachtet wird die T13 zu häufig verfehlt, als dass dieser Weg empfehlenswert ist. Besser ist hier der Weg über die T19. Beim Treffen der T19 gibt es zwei Darts auf das weniger gute Doppel D11, beim Treffen der Single-Zahl erhält man aber – vorausgesetzt die „große 20“ wird nicht verfehlt – noch einen Dart auf die D20 und muss nicht auf das Bullseye werfen. Vor allem im Anfängerbereich ist der sichere Weg über die 19 zu bevorzugen. Im Idealfall umgeht man die 79 von vornherein. Klarer ist die Sache bei 88 Punkten Rest. Häufig sieht man den Versuch auf die T16 für 40 Punkte Rest. Beim Treffen der S16 besteht ein identisches Problem wie bei der 79. S16 bei 88 Punkten Rest bedeutet 72 Punkte Rest und ohne Triple gibt es nicht mal einen Dart auf das Bull. Der bessere Weg geht über die T20. Beim Treffen der S20 bleiben 68 Punkte Rest. Eine S18 garantiert zumindest einen Dart zum Leg- oder Match-Gewinn. Zudem würden beim Treffen
der T20 28 Punkte Rest übrig bleiben und die D14 ist immer noch ein gutes Doppelfeld. T16 bei 88 Punkten Rest ist objektiv betrachtet die schlechtere Wahl. Euer Gegner wird sich über euren ausgelassenen Matchdart ins Fäustchen lachen.
Regel Nr. 5: Zahlen zwischen 121 und 130 (Anfänger – Fortgeschritten)
Restzahlen zwischen 121 und 130 können mit nur einem Tripple-Feld gecheckt werden. In diesem Fall ist das zu treffende Doppelfeld das Bulls-Eye. Dazu ist jedoch wichtig, dass ihr mit dem ersten Pfeil ein Feld anvisiert, welches euch beim Treffen der Single-Zahl weiterhin die Möglichkeit eines Checkouts lässt. Anders gesagt benötigt ihr nach dem ersten geworfenen Dart eine Restzahl von 101, 104, 107 oder 110. Diese vier Zahlen lassen sich jeweils mit einem Dart in der T17, T18, T19 bzw. T20 auf 50 Punkte Rest stellen. Kurzes Beispiel: Eure Restpunktzahl beträgt 123 Punkte. Ihr zielt auf die T20 und erwischt diese nur einfach, dann bleiben 103 übrig. Mit zwei verbleibenden Darts in der Hand könnt ihr in dieser Aufnahme das Leg nicht mehr gewinnen. Geht ihr bei 123 Punkten Rest jedoch auf die T19 und trefft diese einfach, dann bleiben 104 Punkte übrig – T18, Bullseye und das Leg gehört euch. Natürlich klappt das nicht ständig – wäre ja auch zu schön – jedoch ist immer wieder von Anfängern zu hören: „Bull treffe ich doch eh nicht“ – und zack, steckt der erste Dart bei 123 Punkten Rest in der Single 20. Versucht immer die Möglichkeit des Checkouts so lange es geht aufrecht zu erhalten. Spielt ihr diese Wege nicht, verschenkt ihr Möglichkeiten auf den Leg- oder Spielgewinn. Ganz nebenbei sieht ein Bullseye-Finish auch noch richtig geil aus.
Regel Nr. 6: Schenkt dem Bull und dem Single-Bull auch beim Scoring und Stellen Beachtung (Anfänger – Fortgeschritten)
Ausnahmsweise nenne ich hier nur beispielhafte Zahlen. Generell ist es lohnend immer mal wieder das Bullseye bzw. das Singlebull in eure Finish-Wege einzubeziehen. Das Singlebull beschert euch 5 Punkte mehr als die S20 und kann dabei helfen eine Zehnerreihe tiefer zu rutschen. Bei 162 Punkten Rest (die ihr im Idealfall niemals stehen habt, und dem Treffen der S20 und S20 bleiben noch 122 Punkte übrig. Werft ihr den dritten Pfeil wahllos hinter den ersten beiden hinterher, bleibt euch für die nächste Aufnahme noch ein Drei-Dart-Finish von 102 Punkten übrig. Hättet ihr mit dem letzten Dart das Singlebull gespielt, stünden nun noch 97 Punkte und damit ein Zwei-Dart-Finish zu Buche. Dieser Dart den ihr mehr auf ein Doppelfeld werfen dürft kann über Sieg und Niederlage entscheiden.
Ebenso kann es sich immer wieder anbieten, S25 oder D25 zum Stellen zu nutzen. Bei 82 Punkten Rest ist D25 beliebt um 32 Punkte Rest zu lassen. Aber auch die S25 ist nicht verkehrt: Hier blieben 57 Punkte übrig und ihr braucht den letzten Dart nicht auf Bull zu werfen sondern könnt über D20 checken. S25 bietet sich bspw. auch bei 61 Punkten Rest an, um mit nur einem geworfenen Dart 36 Punkte zu stellen
Regel Nr. 7: Zahlen zwischen 219 und 230 (Fortgeschritten)
Hier gilt ein ähnliches Prinzip wie für die Zahlen zwischen 121 und 130 jedoch geht es bei Zahlen zwischen 220 und 230 darum, in der nächsten Aufnahme überhaupt einen Rest übrig zu haben, der sich auch checken lässt. 159, 162, 163, 165, 166, 168 und 169 sind sog. Bogey-Zahlen und nicht mit drei Darts auf null zu bringen. Beim Übergang in den Finish-Bereich ist unbedingt darauf zu achten, die oben genannten Zahlen zu vermeiden und stattdessen bei 160, 161, 164, 167 oder 170 anzukommen.
Trefft ihr bei Zahlen zwischen 219 und 230 mit einem Dart ein Tripple, dann Glückwunsch, solltet ihr die Aufnahme nicht noch komplett versemmeln, überspringt ihr diesen kritischen Bereich und habt zumindest schonmal ein Finish. Andernfalls sollte jedoch unbedingt gerechnet werden.
Beispiel: 229 Punkte Rest – S20, S20 und S20 lassen euch 169 Punkte und damit keine
Möglichkeit mit der nächsten Aufnahme das Spiel zu beenden. Besser ist also S20, S20, S19 – 170 Rest. Ich habe oben schon erwähnt, wie gut ein Bullseye-Finish aussieht. Über die 170 brauche ich wohl nicht zu sprechen. Es ist zu schade sich dieser Chance durch nicht rechnen oder durch ein Nicht-In-Blick-Haben des Scores selbst zu berauben.
Regel Nr. 8: Zahlen zwischen 231 und 235 (Fortgeschritten)
Man könnte hier von einer Erweiterung der vorherigen Regel sprechen. Weiterhin geht es darum, die Bogey-Zahlen zu vermeiden. Da bei diesen Zahlen aber das Erreichen des FinishBereichs mit drei Singlezahlen nicht mehr zu erreichen ist, wird das Bullseye, bzw. das Singlebull zur Hilfe genommen. Bei bspw. 232 Punkten Rest ergeben S20, S20 und S20 172 Rest und damit kein Finish. S20, S20 und S25 machen jedoch 167 Punkte Rest und damit ein Finish. Da es sich um lediglich fünf Zahlen handelt, kann man sich diese auch schnell einprägen:
231: S19, S20, S25 -> 167
232: S20, S20, S25 -> 167
233: S18, S20, S25 -> 170
234: S19, S20, S25 -> 170
235: S20, S20, S25 -> 170
Regel Nr. 9: Zahlen zwischen 259 und 270 (Fortgeschritten – Profi)
Weiterhin sollen Bogey-Zahlen vermieden werden. Ab 236 Punkten muss jetzt zwangsläufig ein Triple her, um in den Finish-Bereich zu kommen. Der Bereich zwischen 259 und 270 sind kritisch, da hier wieder die Bogey-Zahlen ins Spiel kommen. Ziel ist es also, nach drei Darts bei 160, 161, 164, 167 oder 170 anzukommen. Werft ihr bei 259 Punkten Rest lapidar eine 100, steht ihr bei 159 Punkten und könnt mit der nächsten Aufnahme nicht checken. 99 Punkte zu werfen wären in diesem Fall die bessere Wahl. Bei Zahlen innerhalb dieses Spektrums ist unbedingt auch auf die richtige Reihenfolge zu achten, damit ihr auch wirklich 99 Punkte erzielen könnt. Selbes Beispiel: 259 Punkte: S20, S20… Chance verpasst. Ihr habt nun keine Möglichkeit mehr euch noch ein Finish zu stellen. Die T20 lässt euch bei 159 Punkten enden, die T19 bei 162. Korrekt wäre also auf T19 zu beginnen und im Falle einer S19 auf die T20 zu wechseln.
Regel Nr. 10: Zahlen zwischen 271 und 275 (Fortgeschritten – Profi)
Zahlen zwischen 271 und 275 lassen sich ebenfalls mit nur einem Tripple in der Aufnahme auf ein Finish stellen. Die wichtige Rolle spielt dabei wieder das Bullseye, bzw das Singlebull.
An dieser Stelle sollen einmal die notwendigen Zahlen für die jeweilige Restpunktzahl
angegeben sein.
271: S19, T20, S25 -> 167 Rest
272: S20, T20, S25 -> 167 Rest
273: S18, T20, S25 -> 170 Rest
274: S19, T20, S25 -> 170 Rest
275: S20, T20, S25 -> 170 Rest
Solltet ihr bereits mit dem ersten Dart das Triple- statt das Single-Feld erwischen, müsst ihr unbedingt um- bzw. neurechnen.
Über den Autor
Lukas spielt in der 2. DDV Bundesliga beim DC Münster Vikings und ist zudem Gründer und Teamcaptain des Dartclub S.C. Müssingen 1949. Er ist zudem seit 2018 Initiator und Mit-Organisator das Ei-Mü Steeldart Open, eines der größten Dart-Turniere im Münsterland.